Abzug von einer Collage aus Negativen. Ausschnitte von 6×6 cm Schwarz-Weiß-Negativen aus dem Dokumenten- und Portrait-Archiv von Foto Mult, Cali / Kolumbien
Calí, Kolumbien, 1991
40×60 cm Fotodruck auf Alu-Dibond-Platten mit Butlerfinish®
Die Arbeit gehört zu einem Zyklus von Collagen, die aus Ausschnitten von Schwarz-Weiß-Negativen aus dem Portrait- und Dokumentenarchiv von Foto Mult zusammengesetzt wurden, eines von Michael Meyers Vater und später von Michael Meyer geführten Fotostudios in Cali, Kolumbien.
Ausschnitte von unzähligen Negativen wurden vom Künstler zu neuen Einheiten zusammengestellt, die in einer imaginären ‚Person‘ oder in einer ‚Personengruppe‘ hunderte persönliche Geschichten seiner Geburtsstadt verkörpern.
Fotografie, die als Medium der Dokumentation begann, erhält in diesen Arbeiten von Michael Meyer ein erzählerisches Element. Der Fotograf transformiert sich vom Reporter zum Erzähler.
In den Collagen sind Realität und Phantasie miteinander verwoben. Das Leben im Heimatort des Künstlers wird mit Hilfe von Fotografien realer Personen, allerdings mit einer symbolischen Bildsprache dargestellt.
Im Improperius erschafft der Künstler das Bild einer Frau. Bei dieser Collage wurden hunderte Frauenportraits aus mehreren Generationen zu einer Frauenfigur verdichtet: Augen zu Augen, Haare zu Haaren, hunderte Münder zu einem Mund. Umgeben wird sie von einer Reihe von Kinderportraits, die in die Collage integriert wurden. Wie in der Luft schwebend, erzählt jedes davon seine eigene Geschichte. Und doch scheinen sie auf einer metaphysischen Ebene miteinander verbunden zu sein. Durch sie wird auch die etwas schematisch wirkende Frauenfigur in der Mitte des Bildes vom Künstler “zum Leben erweckt”.